Best Practice: Offene Technologielabore (OTELOs) und Repair Cafés

Was steht hinter den OTELO-Standorten und wie kann man ein solcher Standort werden? Welche Rolle spielen die Repair Cafés und wie kommt man dazu? IG Kultur im Gespräch mit Fritz Feichtinger.

OTELO Repair Cafe

Welche Idee steht hinter den OTELO-Standorten?
Die Grundidee ist, einen Raum für alle möglichen freien, kreativen und sinnstiftenden Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. Wo man gemeinsam denken, experimentieren und Ideen entwickeln kann. OTELO steht für Offenes Technologie Labor, wobei Technologie nicht im rein technisch-naturwissenschaftlichen Sinn gedacht wird, sondern auch kulturelle Initiativen und soziale Tätigkeiten einschließt. Die Standorte werden von selbst-organisierten Communities betrieben. Ein OTELO kann man sich wie einen Garten vorstellen. Der Gärtner bereitet den Boden vor, pflanzt Setzlinge und sorgt für Bewässerung. Wachsen muss es dann aber alleine. Nicht alles, was gesetzt wurde, geht auch so auf. Nicht alles was wie Unkraut aussieht, wird gleich ausgerissen. Auch nicht Essbares darf wachsen. Einen Garten muss man aber auch stets pflegen, genau wie ein OTELO.

Wie kann man ein OTELO-Standort werden?
Es brauchte mal ein gewisses Standort-Team, man spricht da von den „Magic Five“, also mindestens fünf Personen, die mithelfen. Dann braucht man einen Raum, der idealerweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wird. OTELO ist ja auch mehr aus der Idee einer Förderung der Gemeinde- und Regionalentwicklung entstanden. Man braucht also die Helfer*innen, man braucht Räume, man braucht Strom, eine Internetverbindung, und halt die Werkzeuge für die entsprechenden Schwerpunkte.

Was ist im Rahmen von OTELO alles möglich?
Das ist je nach Standort verschieden. Manche sind da sehr technik-affin. Wir in Gmunden haben z.B. einen Elektronik-Schwerpunkt, wo man sich jeden Samstagnachmittag trifft, an kleineren oder größeren Bastelprojekten werkt. Das kann ein 3-D-Drucker sein, das kann aber auch ein Mini-8-Bit-Computer sein, den sich jemand komplett selbst aus Elektronikbestandteilen baut. 
Andere Zentren haben andere Schwerpunkte. In Bad Goisern z.B. haben sie einen recht handwerklichen Schwerpunkt, machen dort Kunsthandwerk, Tischlerei, aber auch klassisches Handwerk.

Welche Rolle spielen bei OTELO die Repair Cafés? Wie läuft sowas ab?
Einige OTELO-Standorte bieten regelmäßig diese Repair Cafés an. Das läuft so ab, dass Leute, die sich relativ gut mit technischen Geräten auskennen, eventuell auch eine Fachausbildung haben, anderen bei der Reparatur solcher Geräte helfen. Man schaut sich gemeinsam die Probleme an und repariert es dann vor Ort. Wobei es wichtig ist, dass wir beim Repair Café keine Gratis-Reparaturwerkstatt sind. Es ist mehr als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Die Besitzer*innen der Geräte arbeiten ja selbst und werden nur von den Expert*innen unterstützt. Was wir da reparieren können, sind ohnehin kleinere Geräte oder Haushaltsgeräte.

 

OTELO Repair Cafés

 

Welche Rolle spielt dabei der Begriff der Nachhaltigkeit?
Es ist auf jeden Fall ein Gesprächsthema. Immerhin wird heute jemand, der repariert, nicht mehr als rückständig angesehen. Es mindert Rohstoffverbrauch und Emissionen, und selbst große Städte bieten in der Zwischenzeit Reparatur-Bons an.  Auch wenn man fairerweise sagen muss, die paar Geräte, die wir da reparieren, sind gesamtwirtschaftlich vernachlässigbar, eher ein Tropfen auf den heißen Stein: Es geht mehr darum, zu vermitteln, dass man da sehr wohl was machen kann, dass man ein Zeichen setzt. Wenn man einmal ins Altstoffaltstoffsammelzentrum fährt und sieht, welche Flut von Geräten dort weggeworfen wird, da kommt einem das Grausen.

Wie wird diese Arbeit finanziert?
Der Raum wird normalerweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Die Mitarbeit in den Cafés erfolgt rein ehrenamtlich. Die OTELOs haben unter Umständen Fördermitglieder, meist Unternehmen, die jährlich einen selbst gewählten Beitrag zahlen. In den Repair Cafés können auch freiwillige Spenden gegeben werden. Und oft ist es so, dass die Helfer selber ihr Werkzeug mitnehmen und zur Verfügung stellen. So großartige finanzielle Mittel sind gar nicht notwendig.

Wer kommt zu euch?
Von den Helfern her sind es oft jüngere Leute, Bei uns in der Gmunden sind es Schüler*innen, Studierende, aber auch Erwachsene, die eine technische Ausbildung haben. Die, die mit den Geräten kommen, sind dann oft ältere. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ältere Menschen doch noch eher wertschätzen können, wenn man auf Nachhaltigkeit achtet. Das ist den letzten Generationen bisschen verloren gegangen. 

Wie bist du selbst dazu gekommen? 
Ich habe Mechatronik studiert und habe mir dann einmal gedacht, irgendwie wäre es toll, wenn es in meiner Heimatstadt einen Elektronikverein gäbe. Mit dem OTELO in Gmunden ist genau diese Idee Realität geworden.

 


Fritz Feichtinger studierte Mechatronik (Bachelor und Master) an der JKU in Linz und arbeitet als Hard- und Softwareentwickler bei Micro Resonant, einem kleinen Spin-Off der JKU. Er arbeitet seit 2012 im OTELO-Gmunden mit und ist derzeit Obmann des Vereins.
www.otelo.or.at